Brandaktuell
Technische Hilfeleistung Schiff gegen Pier
11.11.2017 05:42 Uhr Niedersachsen Ports, Brake
Am 11.11. um 5:41 wurden die Ortswehren Golzwarden und Hafenstraße mit dem Alarmstichwort „Technische Hilfeleistung klein – Schiff gegen Pier, kein Verletzten“ alarmiert.
Beim Eintreffen der Feuerwehren waren zwei Schlepper damit beschäftigt, den Havaristen an den Niedersachsenkai zu bringen. Der Havarist war auf dem Weg nach Bremen wahrscheinlich wegen eine technische Defekts vom Kurs abgekommen und hatte zuvor die Nordpier sowie ein Binnenschiff gerammt. Das Binnenschiff wurde beschädigt, kann seine Fahrt jedoch weiterführen. Die Pier wurde erheblich beschädigt.
Als dass Schiff sich der Pier näherte waren zwei Leckstellen oberhalb der Wasserlinie sichtbar. Direkt am Bug ein größerer Schaden, seitlich ein kleinerer.
Die Braker Feuerwehren waren mittlerweile mit ihren Fahrzeugen in Stellung gegangen. Unter anderem war der AB Schiffbrand ins Stellung gebracht worden und das Boot der FF Brake zu Wasser gelassen worden.
Um 7:05 war das Schiff vertäut und die Einsatzleitung konnte mit dem Hafenkapitän das Schiff betreten. Das Gespräch mit dem Lotsen, der sich noch an Bord befand, und dem Kapitän ergab, dass aus Sicht der Besatzung, alles soweit im Griff sei. Das Schiff was vorne etwas abgesenkt aber die Lenzpumpen würden laufen.
Zur Begutachtung des Schadens wurde die Ladeluke 1 zum Teil geöffnet und es wurde massiver Wassereintritt im Laderaum 1 festgestellt. Geladen hatte das Schiff Stahlbrammen (Stahlplatten mit 25-30t Gewicht).
Die Vorpiek war ebenfalls mit ca. 6m Wasserstand gefüllt. Dies stellte nach Aussage des Kapitäns und Ingenieurs kein Problem dar. Die Vorpiek wurde später wieder verschlossen.
Die Feuerwehr und der Schlepper begannen umgehend damit Tauch- und Wasserstrahlpumpen in Stellung zu bringen. Vom Boot aus wurden die Lecks, die oberhalb der Wasserkante sichtbar waren mit Holzkeilen und Lappen provisorisch verschlossen.
Bei der ersten Lagebesprechung mit nports, dem Hafenkapitän und der Wasserschutzpolizei wurde festgelegt, das Schiff auch leichtern, da das Abpumpen des Wassers, kombiniert mit den Lenzpumpen des Schiffes nicht ausreichend war, das Schiff weiter aus dem Wasser zu bekommen.
Die Maßnahmen wurden dem Kapitän mitgeteilt, um sicher zu stellen, dass die Stabilität des Schiffes während des Einsatzes gewährleistet ist.
Die Fa. J. Müller wurde ebenfalls informiert. Als weitere Einsatzkräfte wurde die Hochleistungspumpe der Feuerwehr Nordenham, das THW Nordenham und der ELW2 des Landkreises Wesermarsch alarmiert. Zusätzlich wurde eine weitere TS der Feuerwehr Hammelwarden an die Einsatzstelle verbracht. Als sich abzeichnete, dass der Einsatz länger dauern würde wurden zusätzlich der Verpflegungszug des Landkreises alarmiert.
Etwas später als zusätzliches Einsatzmittel die Hochleistungspumpe aus Lemwerder angefordert.
Durch nports und J. Müller wurde der Frachtraum 1 soweit es möglich war geleichtert.
Im Laderaum war ein Wasserstand von ca. 3,50m. Nachdem die nicht weiter arbeiten konnten wurden zusätzlich zu den o.g. Pumpen 4 Tragkraftspritzen auf einer Brücke platziert und gesichert. Diese TS Einheit wurde komplett mit Saugschläuchen bestückt mit dem Bordkran ca. 10 m tief in den Laderaum verbracht und in Betrieb genommen. Mit dem Einsatz von 3 TS und den bereits genannten Pumpen konnte ca. 5m3/min Wasser aus dem Schiff gepumpt werden.
Parallel starteten die Hafenarbeiter mit dem Entladen des Laderaum 2.
Zwischenzeitlich fanden Lagebesprechungen mit wachsender Teilnehmerzahl statt. Beteiligte der Versicherung und des Warenempfängers kamen dazu. Der Hafenkapitän war parallel in Kontakt mit dem Havariekommando in Cuxhaven, damit die Lage auch dort bekannt ist. Die Revierzentrale hat die Mellum zu Unterstützung aufgrund der großen Pumpenleistung (500m3/h) hinzugezogen. Die Mellum traf gegen 13 Uhr in Brake ein.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Lage entschärft. Das gleichzeitig laufenden Maßnahmen Wasser abpumpen, Schiff leichtern, Ballast im Schiff durch umpumpen der Ballasttanks zu verändern und Lenzen durch die Schiffspumpen brachten Erfolg. Der Tiefgang des Schiffes konnte reduziert werden und die Leckagen waren oberhalb der Wassergrenze sichtbar. Auch diese Leckage wurde von außen provisorisch verkeilt. Ein weiterer Wassereintritt war nicht zu sehen.
Das THW, das zusätzlich mit einem Boot auf dem Wasser war, begann um 13:45 Uhr mit dem Rückbau.
Um 15Uhr kam es zu einem Zwischenfall. Die Tragkraftspritzen im Laderaum gerieten in Brand. Die Kameraden, die in dem Bereich eingesetzt waren versuchten sofort zu löschen. Kameraden im oberen Bereich rüsteten sich umgehend mit Atemschutz aus und stiegen zur Brandbekämpfung in den Laderaum herab. Das Feuer konnte gelöscht werden.
Vier Kameraden mussten zur Untersuchung auf Rauchgasvergiftung und ein Kamerad mit einem verstauchten Knöchel ins Krankenhaus. Alle fünf Kameraden konnten das Krankenhaus nach der Untersuchung wieder verlassen.
Während der Lagesprechung um 15 Uhr wurde bekannt gegeben, dass die BG Verkehr dem Schiff die Weiterfahrt mit Fracht untersagt hat. Das Schiff soll komplett in Brake gelöscht und anschließend in eine Werft gehen.
Die Feuerwehr begann um 15:45 Uhr mit dem Rückbau und gegen 16:30 Uhr verließen die Einsatzkräfte den Niedersachsenkai. Die Mellum übernahm die restlichen Abpumparbeiten.
Gegen 17:30 Uhr waren alle Fahrzeuge wieder einsatzbereit.
Der gesamte Einsatz konnte durch enge und pragmatische Zusammenarbeit aller beteiligten Einsatzkräfte, Organisationen und Firmen sowie durch den intensiven Einsatz aller Kameraden erfolgreich abgeschlossen werden.